ANNE STROBL – BOOTSFAHRTEN UND ANDERES
ANNE STROBL – BOOTSFAHRTEN UND ANDERES
von Leander Kaiser
Ein kleines Boot aus Goldblech wurde einem Kelten vor mehr als 2000 Jahren ins Grab beigegeben. Das symbolische Vehikel der Überfahrt ins Totenreich zeugt von älteren Bestattungsritualen, bei denen der Tote tatsächlich den Wassern überantwortet wurde, vielleicht in einem brennenden Boot, das zuvor auf Rädern über Land gebracht worden war. In den Mythen zahlreicher Völker ist das Wasser das Reich der Toten und Durchgangsort zyklischer Wiedergeburt. Die großen Wasser sind auch Flucht- und Freiheitsräume jenseits erdrückender Verhältnisse zu Lande.
Die Arbeit von Anne Strobl nimmt diese Bedeutungsfäden auf. Es scheint eine zeremonielle Ausfahrt stattzufinden. In bräutlichem Weiß (und festlich geschmückt, denken wir hinzu) gleiten die Boote aufs Meer hinaus: Vermählung mit dem Meer. Es herrscht die freudige und zugleich ängstliche Erregung der Abreise. Boote und Hoffnung sind noch intakt. Doch ist eben auch Darbringung darin, Opfer.
In der Arbeit von Anne Strobl ist etwas Erdschweres und etwas Leichtes, Schwebendes – ein Moment der Heiterkeit, das auch die beiden im Anschluß an die Figurengruppe für Schloß Kaps entstandenen Sandsteinskulpturen zeigen.
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